Anlässlich des heutigen Welttags des „geistigen Eigentums“ möchte der Landesverband NRW der Piratenpartei die Gelegenheit nutzen und erneut für eine sachlichere Diskussion zum Thema Urheberrecht plädieren.
„Bei der angestrebten Novellierung des Urheberrechts geht es der Piratenpartei um den Schutz von existierenden kreativen Werken, um den Schutz ihrer Schöpfer und die Stärkung ihrer Rechte gegenüber Verwertern. Wir wollen zudem die Konsumenten entkriminalisieren sowie das Gesetz zeitgemäß vereinfachen“, sagt Daniel Neumann, Mitglied des Landesverbandes NRW und Verfasser des Urheberrechtsprogramms der Piratenpartei. [1][2]
„Den Terminus des „geistigen Eigentums“ lehnen wir dagegen entschieden ab. Dieser ist lediglich ein in den letzten Jahren immer präsenter gewordener Kampfbegriff. Er ist einer sachlichen Diskussion nicht dienlich und suggeriert eine falsche Realität“, so Neumann weiter.
„In diesem Zusammenhang auf „Eigentum“ zu beharren, suggeriert, dass man eine Verbreitung, Würdigung und Entlohnung erst gar nicht anstrebt. Weitere sachlich falsche Begriffe wie „Raubkopieren“ basieren letztendlich auf dieser Vorstellung“, fährt Neumann fort. „Raub unterstellt die gewalttätige Entwendung eines Werkes. Das ist bei der Anfertigung einer Kopie einfach nicht zutreffend.“
Innerhalb der Piratenpartei gibt es viele Urheber, dazu gehört nicht zuletzt auch Daniel Neumann selbst. Diese Kreativen fühlen sich durch die Politik der Piraten aber weder bedroht, noch schlecht repräsentiert. Selbst Label-Besitzer mit dem Parteibuch der Piraten stehen voll hinter dem Engagement der Piraten in Sachen Urheberrecht.
Abschließend möchten sich die NRW-PIRATEN bei allen Urhebern, Künstlern und Kreativschaffenden dafür bedanken, dass sie unser Leben und unsere Kultur täglich bereichern und erweitern. Wir schätzen und respektieren jeden Urheber, der mit Liebe, Leidenschaft und Hingabe Kunst und Kultur schafft.
Quellen:
[1] Entwurf für ein neues Urheberrecht
[2] Wahlprogramm NRW
Es ist absolut richtig, dass in diesem Diskurs mit geeigneten Termini gearbeitet werden sollte und nicht mit irgendwelchen „Kampfbegriffen“. Aber ansonsten gibt diese Pressemitteilung nicht viel her und als Nichtpirat stelle ich fest: (Einmal mehr) Fokussierung auf den Problembereich der Digitalkopien von (Musik-)Videos gepaart mit einer schon kindlich anmutendem Trotzigkeit („Selbst Label-Besitzer …“).
Es ist schön zu lesen, dass die Piraten jeden Urheber schätzen, „der mit Liebe, Leidenschaft und Hingabe Kunst und Kulturschafft“. Hm, einen Künstler, der es auch auch mit dem Wunsch oder gar Zwang zur Existenzsicherung tut, aber nicht? Ist das jetzt einfach nur ein schlecht geschriebener Text oder die wahre Intention der Piratenpartei?
da es sich um ein zentrales Thema der Piraten handelt, hätte ich hier auch eine klare Position erwartet. Selbst Ihr Piraten scheint schon so weit in die Politik gekommen, einen langen Text ohne Aussage schreiben zu können. Sollen die Künstler oder andere Schaffer von Geistigem nun dafür entlohnt werden, wäre meine Frage, wie man das sicherstellen will, wenn es keine Bestrafung von Verletzungen gibt.
Dass schon fast blutrünstige Kampfbegriffe wie „Raubkopien“ die sachliche Diskussion um eine erforderliche Reformierung des Urheberrechts behindern, ist sicherlich zutreffend. Für nicht zutreffend halte ich dagegen, den Terminus „geistiges Eigentum“ als sog. „Kampfbegriff“ zu brandmarken. Für mich macht es nämlich, der nicht mit seiner Händearbeit, sondern mit geistiger Arbeit sein Leben finanzieren muss, keinen Unterschied, ob mir jemand mein selbstgebackenes Brot klaut oder das Ergebnis meiner geistigen Arbeit kopiert, anstatt mich dafür zu entlohnen. Da nutzt es mir dann auch nichts, wenn mir der Dieb erklärt, wie sehr er mich wertschätzt.
Was mich bei euch – ausser einer gewissen Inhaltsleere bei der Frage, wie ein gerechtes Urheberrecht aussehen könnte – schon fast nervt, ist eure Fokussierung auf Künstler und Kreativschaffende (und bei denen wohl auch nur diejenigen, deren Arbeit man auf einen Datenträger brennen kann). Wie sieht es z.B. mit dem Urheberrecht bei wissenschaftlichen Werken aus, bei denen, neben einer kreativen, geistigen Leistung oftmals auch eine Menge Geld für Forschung investiert werden muss? Oder zieht ihr dort gar eine Grenze, weil ihr die Arbeit eines Kultuschaffenden doch weniger würdigt als die eines Wissenschaftlers?
Man kann es aber auch durchaus philosophisch sehen. Genauso wie die Sonne für den Energiefluss auf der Erde sorgt, sorgen die Menschen im Internet für einen stetigen Informationsfluss. Aus dieser Idee heraus ist auch das liquid feedback entstanden. Ein stetiger Informationsfluss aller Menschen stabilisiert unsere Gesellschaft, indem es ein ständiges Feedback zu allen möglichen Themenbereichen gibt.
Durch eine Verbindung aller Menschen über das Internet, wird die Menschheit zu einem denkenden Organismus, wobei nicht immer alle Teile aktiv Informationen austauschen. Das macht unser Gehirn auch nicht, weil es sonst überlastet würde.
Bevor man das INTERNET verstehen kann, muss man erst einmal verstehen, wie das GEHIRN eines jeden Einzelnen funktioniert. Es gibt zig Billionen Gehirnzellen. Bei Aktivität können die Zellen über Synapsen zusammenwachsen, bei Inaktivität trennen sie sich wieder. Lernprozesse im Gehirn funktionieren so, dass je mehr ich etwas trainiere, desto enger binden sich Synapsen in bestimmten Bereichen unseres Gehirns aneinander. Genauso funktioniert das Internet. Entscheidungen werden über Abwägung/Vergleich von bereits vorhandenen Informationen mit neuen Informationen getroffen. Neue Informationen können sich durchsetzen, sobald es für den Organismus entsprechenden Handlungsbedarf durch die Umwelt gibt. Dabei ist es ein Unterschied,ob man unbewusst etwas denkt, ob man aktiv denkt und ab wann ein Gedanke einen AKTIV HANDELN lässt. Es wird durch die Umwelt bestimmt, ab wann eine Handlung zwingend wird. Tatsächlich sind alle Informationen, die wir von der Umwelt erhalten, nur geliehen. Sie gehören uns nicht, weil wir Teil dieses Energieflusses/Informationsflusses sind. Es gibt so gesehen kein „geistiges Eigentum“. „Geistiges Eigentum“ ist das Erbe unserer europäischen Kultur, die eine unglaubliche Sammelwut hat. Geld, Einfluss, Macht sind die Währungen von früher. Als Teil der europäischen Kultur zeigt die amerikanische Kultur nun ein Feedback in der ganzen Welt in Form von wirtschaftlicher Dominanz. Dort ist der Materialismus fester Bestandteil der Gesellschaft und hängt stark mit dem „American Dream“ zusammen. Ich habe nichts gegen Amerika, weil das Land im Grunde genommen für Menschenrechte und Demokratie eintritt (obwohl der Kalte Krieg ein Albtraum war). Materialismus und unser jetziges Wirtschaftssystem mit Zins und Zinseszins führen aber zu Selbstüberschätzung und immer stärkerer Instabilität. Materialismus verhindert beispielsweise vernünftige Bildung, weil sie keiner bezahlen will. Bildung ist NICHT materiell, ist aber imminent wichtig! Kurz: Die Wirtschaft frisst sich selber auf. Es hat sich außerdem gezeigt, dass ebendiese Wirtschaft einen starken Einfluss auf fast alle Aspekte unseres Lebens hat. Das Internet hat die analoge Welt schon längst überholt und denkt in digitalen Sphären. Man könnte unser Leben auch mit dem Dasein einer saltatorischen Erregungsleitung des Nervensystems vergleichen :-).
Viele Piraten haben sicherlich eine tiefe Abneigung gegen die Wirtschaft entwickelt. Daher glaube ich persönlich, dass sie sich mit Wirtschaftsfragen noch nicht so sehr auseinandergesetzt haben. Wirtschaft sollte aber DAS Kernthema der Piraten werden, weil es der Antagonist der Piraten ist.
Weil es eben kein anderes etabliertes System gibt als unser heutiges, ist eine grundlegende Reformierung des Urheberrechts zunächst nicht möglich. Ziel ist, dass sämtliche Erträge der Urheber bekommt. Das wird jedoch schon alleine deshalb schwierig, weil die großen Verlage den Verkauf organisieren und das will kein Urheber selber übernehmen. Ich sehe die Problematik, die samsa anspricht. Geld lässt sich aus unserer Generation nicht wegdenken. Es bleibt, neue Verkaufsmöglichkeiten zu entwickeln und anzubieten. Außerdem sollten die Rechte von Urheber und Nutzern gestärkt werden sowie das Urheberrecht dem 21. Jahrhundert angepasst werden. Die Piraten müssen sich auf Zahlen und Fakten berufen. Wenn jemand THEORETISCH sich ein Werk ansehen kann, ohne dafür bezahlen zu müssen, grenzt die Politik an Idealismus. Es gibt Themenbereiche, die sind noch viel wichtiger. Basisdemokratie, Bildungsreformen, Wirtschaftsreformen sind alles Bereiche, die ausgebaut werden müssen. Selbst in Europa gibt es inzwischen Bestrebungen nach mehr Entscheidungsfreiheit der Bevölkerung. Ein vereintes Europa- analog wie digital- ist zu unterstützen. Aber es wäre ja langweilig, wenn alles wie im PC-Spiel sofort umsetzbar wäre. Je mehr man für seine Ziele kämpfen muss, desto stärker werden auch diejenigen Aspekte entlarvt, die nicht funktionieren können. Daher ist ein Gegendruck aller etablierten Parteien wünschenswert. Die Piratenpartei ist in meinen Augen nur Mittel zum Zweck. Anhänger anderer Parteien sehen ihre Partei als ihre „Gemeinde“ an, die man nicht im Stich lassen darf. Ich sage dazu: Wenn eine Partei sich nicht den Zeichen der Zeit anpasst, wird sie eben Stimmen verlieren. Und wenn nötig, suche ich mir dann eine andere Partei.
Ich war vorher noch nie politisch aktiv, jetzt schon. Ich denke einfach, dass die Piraten eine Partei sind, die die anderen Parteien so stark verändern wie keine andere Partei. Wären die Piraten überflüssig, hätten die etablierten Parteien alles richtig gemacht. Dies hat ungefähr so ein Abgeordneter der Piraten einmal gesagt. Von Abgeordneten anderer Parteien hört man so etwas nie. Insgesamt ist das und andere Überlegungen überzeugend genug, um die Piraten bei der Landtagswahl wählen zu können.
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