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Pressemitteilung: Inklusion – Löhrmanns Ankündigungen müssen noch viel mehr Taten folgen

Die Piratenpartei NRW begrüßt die Pläne, den Rechtsanspruch auf einen Platz in der allgemeinen Schule für alle Kinder zu verankern [1]. „Dieser Schritt ist längst überfällig“, sagt Monika Pieper, Listenkandidatin der Piratenpartei zu entsprechenden Ankündigungen von Sylvia Löhrmann, NRW-Ministerin für Schule und Weiterbildung.

Das reicht aus Sicht der PIRATEN NRW jedoch bei Weitem nicht aus. Dem sukzessi ­ven Rückbau der Förderschulen muss ein entsprechender Ausbau der Regel ­schulen gegenüberstehen. Die Rahmenbedingungen in den allgemeinen Schulen müssen sofort an die neuen Herausforderungen angepasst werden. Finanzmittel, die durch sinkende Schülerzahlen frei werden, werden dazu nicht ausreichen. „Jetzt muss in die strukturelle und personelle Ausstattung investiert werden, sonst entwickelt sich Inklusion zur inklusiven Vernachlässigung von Schülern“, kritisiert Pieper.

Die Piraten sind gerne bereit, sich an allen diesbezüglichen Diskussionen und Planungen konstruktiv zu beteiligen und dadurch Verantwortung zu übernehmen. „Wir arbeiten sachlich und themenorientiert. Eine Fundamentalopposition ist nicht unser Verständnis von Politik“, sagt Kai Schmalenbach, zweiter Vorsitzender und Landtagskandidat der Piratenpartei NRW. „Sollte es erneut eine Minderheitsregierung in NRW geben, wird diese gegebenenfalls auf die Stimmen der PIRATEN angewiesen sein. Stimmen für die PIRATEN sind daher Stimmen für ein gutes und gerechtes Bildungssystem in NRW.“

Das von den Piraten angestrebte Kurssystem soll zunächst in Modellprojekten erprobt und langfristig auf dem Fundament einer breiten Zustimmung der Bevölkerung eingeführt werden. Schulen der fließenden Schullaufbahn sollen daher als Angebot neben den bis ­herigen Schulformen eingeführt werden. Durch Entscheidungen vor Ort werden sich langfristig die flexibelsten und effektivsten Schulen durchsetzen. „Es wird inklusive Kerngruppen geben, die durch ein Kurssystem ergänzt werden. Das geht auch bei jüngeren Schülern und wird in vielen Schulen schon praktiziert“, so Pieper weiter.

Quellen:
[1] rp-online

7 comments on “Pressemitteilung: Inklusion – Löhrmanns Ankündigungen müssen noch viel mehr Taten folgen

  1. @felixccaa

    Ein wunderbares Modellprojekt, das sich in Köln vorgestellt hat, möchte ich an dieser Stelle verbreiten:

    http://www.schoolisopen.uni-koeln.de/

    Sie bewerben sich derzeit für die Projekt-Bebauung am Helios-Gelände in Köln-Ehrenfeld und ich bin der Meinung, dass von allen Seiten, dieses Projekt Unterstützung finden darf.

  2. Die Grünen haben, ebenso wie mit Abstrichen die SPD, ein wesentlich weitergehendes Schulkonzept, als dies nun im Rahmen der Verhandlungen mit der CDU vereinbart wurde. Die Durchsetzung weitergehender Reformen – auch wenn diese aus meiner Sicht zwingend nötig wären – stößt nicht nur poltisch (CDU, FDP), sondern auch in weiten Teilen der Bevölkerung auf Widerstand (siehe Hamburg). Wer realistisch etwas ändern will, kann dies daher nur im Konsens mit allen Akteuren (Eltern, Schüler, Lehrer und Politik) tun. Eben diesen Konsens haben Grüne und SPD gemeinsam mit der CDU gefunden, auch wenn mein „grundgrünes Herz“ sich mehr erhofft hätte.
    Modellprojekte sind bereits heute möglich. Initiativen zur Umsetzung scheitern aber – trotz dem Engagement vieler Beteiligter – oftmals am mehrheitlichen Elternwillen (und Lehrerwillen!) vor Ort. Eure politischen Forderungen mögen daher in der Theorie zwar einen gewissen Charme haben, sind aber in der Realität (heute) nur schwer bis gar nicht und schon überhaupt nicht von heute auf morgen umsetzbar. Was mich in diesem Zusammenhang interessiert: Wie wollen die Piraten die erforderliche Überzeugungsarbeit leisten (und was unterscheidet diese von Grünen/SPD)? Oder muss ich damit rechnen, dass – sollten die Piraten irgentwann einmal Mehrheitspartei werden – nicht der Konsens gesucht, sondern der (parteipolitische) Mehrheitswille darüber entscheidet, wie sich die Schullandschaft in NRW entwickelt?

    Das Schule bzw. Bildung Geld kostet und eine gute Schule und eine gute Ausbildung entsprechend mehr Geld kostet ist eine Binsenweisheit. Das (gute!) Bildung nicht davon abhängig gemacht werden darf, ob es sich die Eltern leisten können, dürfte zumindest bei Grünen, SPD und Linken nicht auf Widerspruch stoßen. Bildung muss kostenlos sein! Was mir bei euch allerdings fehlt ist die Beantwortung der Frage, wie und aus welchen Mitteln ihr Mehrkosten für bessere Bildung finanzieren wollt und welche Kalkulationsgrundlagen ihr zu Grunde legt? Es ist immer leicht, Verbesserungen zu fordern, wenn man nicht in der Pflicht steht, diese auch umsetzen und finanzieren zu müssen. Nur den politischen Willen zur Veränderung/Verbesserung zu haben reicht nicht!

    Monika Pieper schreibt: „Durch Entscheidungen vor Ort werden sich langfristig die flexibelsten und effektivsten Schulen durchsetzen“. Ich halte diese Aussage für naiv und gefährlich, weil sie unterstellt, dass Eltern ihre Kinder reflektiert und nach objektiven Kriterien (zum Wohle der Kinder) auf die für ihr Kind optimale Schule schicken. Dies mag auf viele Eltern, insbesondere auf diejenigen zutreffen, die aufgrund eines hohen Bildungsstandes das Für und Wider unterschiedlicher Schulmodelle abschätzen können. Wer dies nicht kann (oder nicht willens ist, dies zu tun) wird seine Kinder nach wie vor auf „irgendeine“ Schule schicken. Diese Form des Wettbewerbs der Schulen untereinander wurde bereits unter schwarz-gelb mit dem Wegfall der Schulbezirke in die Wege geleitet. Die Konsequenzen sind allerdings gravierend und keineswegs positiv. Die Qualität der Grundschulen driftet zusehens auseinander. Der soziale Status und der Bildungsstand der Eltern entscheiden, in welcher Schule ihre Kinder unterrichtet werden. Folgt man eurer Vorstellung des Wettbwerbs, mag der soziale Status scheinbar in den Hintergrund treten (Stichwort: kostenfreie Bildung), der Bildungsstatus der Eltern aber wird dagegen aber umso maßgeblicher. Da sozialer Status und Bildungsstatus miteinander korrelieren, heißt dies aber nichts anderes, als dass eine gute Ausbildung der Kinder nach wie vor vom sozialen Status der Eltern abhängig ist. Für meine Begriffe unterscheidet sich dieser Ansatz im Ergebnis nicht wesentlich von sozialdarwinistischen Vorstellungen des Neoliberalismus (wobei ich euch nicht unterstellen will, dass es euer Ziel ist, eben dies zu wollen. Aber manchmal will man das Gute und erreicht doch nur Schlimmeres!). Schule jedenfalls ist für mich kein Ort, an dem der „freie Markt“ über den Wettbewerb etwas zum Besseren zu regeln vermag.

    Das von euch angestrebte „Kurssystem“ soll, wenn ich es richtig verstanden habe, bereits ab der 1. Klasse gelten. Nun hat Schule, neben der Aufgabe, Bildung zu vermitteln, insbesondere in der Grundschule (aber auch darüber hinaus) auch die Aufgabe, soziale Kompetenzen zu fördern. Und das geschieht m.E. nach am Besten in festen, verlässlichen und dauerhaften Gruppenstrukturen und nicht in variablen Kursstrukturen. Darüber hinaus: Kursstrukturen machen dann einen Sinn, wenn sie Neigungen, Interessen und Fähigkeiten/Defizite eines Schülers/ einer Schülerin fördern. Als ich in die Grundschule kam, hatten weder ich noch meine Eltern noch meine Lehrer eine Vorstellung davon, was für mich der „richtige Weg“ ist. Heute jedenfalls bin ich froh, dass mein schulischer Werdegang nicht daran ausgerichtet wurde, was ich mir als 6-jähriger Pimpf in meiner kindlichen Naivität für meine Zukunft vorgestellt habe.

  3. wellpappe

    Seltsamerweise funktionier Inklusion in der ganzen zivilisierten Welt – mit Ausnahme von Deutschland. Hier heult man auf wegen jedem Cent mehr, der dafür ausgegeben werden soll.

    • Naja, überall funktioniert sie nicht, weil sie nicht überall in der (zivilisierten) Welt Thema ist. Hier in Deutschland liegt das Problem auch nicht so sehr in der Frage der Finanzierung der laufenden Kosten, sobald Inklusion in der Schule Standard geworden ist. Die laufenden Kosten dürften vergleichbar sein mit dem Status quo. Das Problem liegt woanders: So sind beispielsweise unsere Schulen heute räumlich nicht auf Inklusion eingestellt. Wer sich einmal auf kommunaler Ebene damit auseinander setzen durfte, welche Kosten allein durch die Bereitstellung eines behindertengerechten Zugangs (Aufzug statt Treppe) entstehen, weiss wovon ich rede. Eine „reiche“ Kommune wird diese Kosten stemmen können, eine „arme“ Kommune darf sich Dank Nothaushalt ersteinmal mit der Bezirksregierung über eine Genehmigung der Maßnahme (oftmals erfolglos) auseiandersetzen. Ein weiteres Problem sind die weitverbreiteten Vorbehalte unter Eltern und Lehrern. Und damit meine ich nicht nur die Eltern und Lehrer der Regelschulen! Inklusion bedeutet für alle Beteiligten (Eltern, Lehrer, Schüler) ein strukturelles Umdenken. Dazu sind viele nicht bereit.

  4. Ich frage mich derzeit immer, wer die inkludierten Kinder betreuen soll, ein „normal“ ausgebildeter Lehrer? Die Fachkräfteresourcen in Deutschland reichen momentan bei Weitem nicht aus um eine zeitnahe (und für alle Seiten gewinnbringende) Umsetzung zu gewährleisten. Damit wird den betroffenen Kindern sicherlich weniger geholfen sein, als an einer passenden Förderschule von fachlich qualifizierten Lehrern unterrichtet zu werden.
    Ein Schnellschuss in diese Richtung birgt meiner Meinung nach mehr Gefahren als Gewinnpotenzial. Es wäre sicherlich effektiver das Konzept gut zu planen und zu strukturieren als es im Eilverfahren „durchzuprügeln“.

  5. Eso-Polizist

    Es ist unglaublich, dass so wenig Geld für Kinder, Jugendliche, Familien und Bildung ausgegeben wird. Andererseits werden aber mehrere hundert Milliarden €uro nach Griechenland transferiert. Die Griechenlandhilfe muss gestoppt werden. Notfalls sollte Griechenland aus der €urozone austreten. Zudem ist es sinnvoll, die ungerechte Vermögensverteilung in Deutschland (10 % der Menschen besitzen 63 % des Vermögens) zu beseitigen. Dann können Gelder dort verwendet werden, wo sie wirklich gebraucht werden.

  6. Lisa 459

    Meiner Meinung nach muss ERST ein passendes Umfeld geschaffen werden. Bevor man die Schulen zusammenlegt muss erst ausreichend geschultes personal Vorhandensein und die Schulen für die neuen Herausforderungen umgerüstet sein. Davor würden sämtliche Umlegungen auf kosten der Schüler und Lehrer geschehen.
    Auch darf man die sozialen Spannungen die dadurch an schulen entstehen nicht übersehen. Wir haben schon jetzt ein Mobbingproblem an Schulen das meiner Meinung nach unterschätzt wird. Leute die anders sind werden oft ausgeschlossen und die Lehrer haben meist keine Ahnung was sie dagegen unternehmen sollen.
    Wir brauchen erst Sozialarbeiter die auf den Umgang mit solchen Problemen geschult sind an JEDER Schule bevor wir solche Projekte umsetzen können.

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