Düsseldorf, den 18.05.2015
Einige werden mich vielleicht jetzt steinigen, wenn ich hier kein pauschales Nein von mir gebe, aber Gentechnik ist nicht per se schlecht. Es kommt immer darauf an, was man damit macht. Unter welchen Bedingungen und mit welchen Zielen.
In der Medizin sorgt Gentechnik für kostengünstigere und umweltfreundlicher hergestellte Medikamente. Ebenso werden einige Produkte in der chemischen Industrie mit gentechnisch modifizierten Bakterien bzw. mit Enzymen, also durch Biotechnologie hergestellt. Die Produkte sind hier durch eine bestimmte Substanz charakterisiert, und dies ist relativ gut verifizierbar. Die Nutzen-Risiko-Relation ist aus meiner Sicht recht gut.
Anders sieht es dagegen aus, wenn Pflanzen für Nahrungsmittel modifiziert werden. In diesen Pflanzen sind eine Vielzahl von Substanzen, die hinterher im Nahrungsmittel landen. Werden Gene zur Produktion von Giftstoffen in die Pflanze eingeschleust, so kann dies ungeahnte Konsequenzen haben.
Natürlich wird von den Pflanzenproduzenten behauptet, dass keine Gefahr drohe, aber die Erfahrung bei vielen Technologien zeigt, dass Gefahren im Zuge von Profitmaximierung immer wieder kleingeredet werden und man den Aussagen von Unternehmen hier misstrauen muss und sei es nur aus Gründen der Selbsterhaltung. Die Konsequenzen aus einer neuen Substanz lassen sich erst nach einiger Zeit absehen, und selbst dann dauert es noch eine Weile, bis die Verursacher für Schäden aufkommen. Dies hat sich immer wieder gezeigt.
Nehmen wir als Beispiel mal eine Pflanze eines großen Gentechkonzern, die gegen einen bestimmten Giftstoff immun ist. Welche Konsequenzen ergeben sich aus so einer Immunität der Pflanze? Erst einmal wird der Giftstoff hemmungsloser eingesetzt, als wenn dies nicht der Fall wäre. Natürlich wird der Bauer nicht Tonnen einfach so auf den Acker kippen, aber trotzdem kann er die Dosis erhöhen und damit den Ertrag. Allerdings steht der Giftstoff inzwischen im Verdacht, krebserregend zu sein. Somit sorgt die gentechnische Modifikation indirekt für ein höheres Risiko an Krebs zu erkranken.
Ich denke die Namen des Konzerns und des Giftstoffes kann jeder erraten.
Teilweise werden aber auch Pflanzen modifiziert, damit sie einen Giftstoff bilden, welcher dann Insekten töten soll. Dies ist natürlich nicht nur eine Gefahr für den Menschen, dass die Giftstoffe auch in der Nahrung landen, sondern auch für nützliche Insekten.
In Nahrung hat Gentechnik nichts zu suchen. Wenn ein Hersteller trotzdem meint, etwas ins Essen mischen zu müssen, dann sollte ein deutlicher Hinweis auf der Verpackung dies sichtbar machen.
Ein Gastbeitrag von ulrics – Dr. Ulrich Scharfenort
PIRAT im Umweltausschuss der Stadt Duisburg als sachkundiger Bürger. Neben Umweltschutz auch im Bereich Datenschutz und Beteiligung aktiv. Neben der redaktionellen Arbeit für den Kompass hat er auch mehrere E-Bücher veröffentlicht, u.a. „Jederbeteiligung“.
Moin Ulrich, alter Zauberlehrling!
Du schreibst in Bezug auf den Einsatz gentechnisch modifizierter Organismen in der Medikamentenherstellung:
„Die Produkte sind hier durch eine bestimmte Substanz charakterisiert, und dies ist relativ gut verifizierbar. Die Nutzen-Risiko-Relation ist aus meiner Sicht recht gut.“
Diese durch nichts untermauerte Einschätzung zeigt unzureichende Kenntnis über die doch etwas komplexeren Zusammenhänge auf. Lies doch bitte mal nach (z.B. hier: http://www.uweness.eu/gentech-pharmaka.html), welche Probleme allein beim Einsatz von gentechnisch hergestelltem L-Tryptophan und Betaseron auftraten und korrigiere bzw. differenziere Deine Aussage.
Auch die Frage, wer in dieser „Nutzen-Risiko-Relation“ den (kommerziellen) Nutzen hat und wer das (gesundheitliche) Risiko tragen muss, könnte eine etwas weniger oberflächliche Betrachtung erfahren.
In die Ecke, Besen Besen!
Seid’s gewesen!