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Gesundheitsversorgung im ländlichen Raum – eine Herausforderung

Ein Beitrag der Arbeitsgruppe Ressort IV, Gesundheit, Familie und Soziales der Piratenpartei NRW (kurz GeFaSo).

Die Gesundheitsversorgung vor allem im ländlichen Raum ist zunehmend gefährdet, da die Wirtschaftlichkeit kleinerer medizinischer Einrichtungen aufgrund einer geringen Bevölkerungsdichte oft nicht gegeben ist. In NRW haben im letzten Jahr neun Krankenhäuser Insolvenz angemeldet und die verfassungsrechtlich verankerte Daseinsvorsorge gerät in Gefahr durch wirtschaftliche Zwänge.

Auch NRW Gesundheitsminister Laumann sieht die Probleme im ländlichen Raum, wie man dem Krankenhausplan NRW entnehmen kann, der bis Ende des Jahres finalisiert werden soll. Durch Förderprogramme will die Landesregierung für mehr Hausärtzt:innen auf dem Land sorgen und mit mobilen medizinischen Einheiten sowie Telemedizin dem Mangel an gesundheitlicher Versorgung auf dem Land entgegenwirken.

Wir befürchten aber, dass die Vorschläge nicht ausreichen werden, auch mit Blick auf den demografischen Wandel, der gerade auf dem Land merklich spürbar ist. Für die ortsnahe Gesundheitsversorgung sind unserer Meinung nach zusätzlich folgende Einrichtungen erforderlich:

Medizinische Versorgungszentren

Wenn im ländlichen Raum kleine Krankenhäuser geschlossen werden, muss durch einen ortsnahen Ersatz die Grundversorgung gewährleistet werden, z.B. durch Medizinische Versorgungszentren (MVZ), in denen mehrere ambulant tätige Ärzt:innen kooperativ unter einem Dach zusammenarbeiten oder, wie die Robert Bosch Stiftung vorschlägt, so genannte PORT-Zentren, Patient:innenorientierte Zentren zur Primär- und Langzeitversorgung. PORT-Zentren übernehmen sowohl präventive Aufgaben als auch auf die Region abgestimmten Bedarfe.

Community Health Nurse

In den PORT-Zentren ist vorgesehen, Community Health Nurses aus dem neuen pflegerischen Berufsbild zu beschäftigen. In Finnland, Kanada oder auch den USA werden Community Health Nurses schon seit vielen Jahren eingesetzt. Dies wäre auch für Deutschland eine Chance, das marode Gesundheitssystem zu entlasten. Hierzu braucht es ein Studium und einen Master in Pflege, um zur Weiterbildung zu gelassen zu werden. Community Health Nurses, kurz CHN, werden bei Prävention, Grundversorgung und bei der Koordination der nächsten Behandlungsschritte eingebunden.

Zu ihren Aufgaben gehören:

  • Prävention
  • Gesundheitsförderung
  • heilkundliche Aufgaben, die Aspekte der Steuerung, Beratung und Unterstützung beinhalten
  • Stärkung der Gesundheitskompetenz der Patient:innen

Die CHN ist also eine Weiterentwicklung des früheren Berufsbild der „Gemeindeschwester“.

Rettungsketten

Ebenso muss der Standard für alle Rettungsketten vereinheitlicht werden. Hierzu werden zum Beispiel Stroke-Krankenwagen gebraucht, wie sie bereits in Berlin erfolgreich im Einsatz sind. Stroke-Krankenwagen sind Rettungswagen, die Schlaganfallpatient:innen schon im Fahrzeug adäquat versorgen können, bis der Transport zum nächsten, möglichst auf Schlaganfälle spezialisierten Krankenhaus erfolgt ist.

Wichtig sind auch geschultes Rettungspersonal und medizinische Ausrüstung zur Erstversorgung von z.B. Infarkten und Schlaganfällen, denn auch wenn der neue Krankenhausplan verspricht, dass Krankenhäuser mit internistischem und chirurgischem Versorgungsangebot für mindestens 90% der Bevölkerung innerhalb von 20 Minuten erreichbar sein werden, vergeht für viele Patient:innen wertvolle Zeit auf dem Weg dorthin.

Wir wissen, dass Modernisierung und Veränderung enorme Investitionen erfordern. Aber wir erwarten, dass hier nicht am falschen Ende gespart wird. Eine Investition in die Gesundheit der Menschen reduziert zudem langfristig die hohen Krankheitskosten und den hohen Krankenstand durch Abmilderung der Spätfolgen.

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