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Zum Tag der Organspende ein Gastbeitrag von Tatjana Kordić Aguiar

Organspenden – Deutschland im Vergleich

Heute ist Tag der Organspende. Wir nehmen den Tag im Vorfeld der Europawahl zum Anlass, über die Organspende in Deutschland im Vergleich zum europäischen Ausland zu sprechen.

Während Deutschland auf Platz 3 der größten weltweiten Exportländer steht, was die Wirtschaftsgüter angeht, sind wir in Sachen Organspende eine Importnation. Ohne die Solidarität der anderen europäischen Länder in der Stiftung Eurotransplant würden in Deutschland noch mehr Menschen auf der Warteliste für Organe versterben. Eurotransplant ist für die Zuteilung von Organen in acht europäischen Ländern verantwortlich. In vielen dieser Länder greift entweder die Widerspruchslösung oder die erweiterte Widerspruchslösung, bei der Angehörige das letzte Wort haben und sich gegen eine Organspende entscheiden können, auch wenn der Sterbende zugestimmt hat. In Deutschland profitieren wir also direkt von der Widerspruchslösung in anderen Ländern und wenn wir solidarisch sein wollen, sind wir es diesen Ländern schuldig, auch diesen Schritt zu gehen.

Tut sich was in Deutschland?

NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann scheint die Notlage wahrzunehmen und möchte, dass über die Widerspruchslösung noch vor der nächsten Bundestagswahl abgestimmt wird. Rückenwind kann das Vorhaben durch die erfolgreiche Klima-Verfassungsbeschwerde erhalten. In der Argumentation hieß es, dass der Gesetzgeber zum Handeln gezwungen ist, solange elementare Grundrechte verletzt werden und die politischen Handlungsmöglichkeiten nicht ausgereizt sind. Wir PIRATEN in Nordrhein-Westfalen befürworten die Widerspruchslösung. An der Hirntodfeststellung durch zwei unabhängige Ärzt:innen, die nicht an der Transplantation beteiligt sind, halten wir fest.

Lebendspende – eine Möglichkeit

Wir können die Zahl der Organspenden auch erhöhen, in dem wir ggf. Restriktionen bei Lebendspenden senken. So könnte man wenigstens für mehr Nieren und Lebern im System sorgen. Eine Möglichkeit wäre, es so genannte „Cross-over“-Spenden umsetzbarer zu machen. Bei einer Cross-Over-Spende hat man zwei Lebendspendepaare, bei denen jeweils der potentielle Lebendspender nicht zum potentiellen Organempfänger passt, man aber die Paare „über Kreuz“ spenden lassen könnte. In Deutschland ist diese Art der Spende zwar tendenziell erlaubt, jedoch benötigt man auch hier ein „Näheverhältnis“, was glaubhaft gemacht werden muss. Dieses wird derzeit bspw. durch mehrmalige Treffen der Paare im Vorfeld hergestellt. Leider informieren nicht alle Kliniken ihre Patient:innen über diese Möglichkeit.

Generell sollten wir uns aber auch nicht auf die Lebendspende versteifen: bei Lebendspenden legen wir „gesunde“ Menschen unters Messer und sie gehen ein Risiko ein, das nicht zu verachten ist. Das „Outcome“ hierbei kann von jahrzehntelanger Organfunktion bis hin zur Abstoßung binnen Wochen reichen, wobei Lebendspenden im Schnitt Erfolg versprechender sind als postmortale Spenden. Durch die angespannte Lage auf der Warteliste fühlen sich Angehörige von Wartenden oft auch zu einer Lebendspende gedrängt. Daher darf der Abbau von Barrieren bei der Lebenspende nur ein weiterer Baustein zu einer besseren Organspendepolitik sein.

Mein Appell

Bis wir vor allem das Problem der Sterbenden auf der Warteliste gelöst haben, besorgt euch einen Organspendeausweis und füllt ihn aus. Ihr könnt ankreuzen, ob ja oder nein, welche Organe bzw. welche ausgeschlossen werden sollen, oder aber wer entscheiden soll. Die Entscheidung zählt! Sie nimmt trauernden Angehörigen den Druck im Falle eines Todes.

Tatjana ist Beauftragte des Landesvorstands der PIRATEN NRW und aktiv in der Selbsthilfe zu den Themen Blindheit und Organspende.

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